Der Fluch der Spindel

Gaiman, Neil, 2015
Gemeindebücherei Heiligenbrunn
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Medienart Buch
ISBN 978-3-86873-872-8
Verfasser Gaiman, Neil Wikipedia
Beteiligte Personen Riddell, Chris Wikipedia
Beteiligte Personen Tiffert, Reinhard Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen und Novellen
Schlagworte Prinzessin, düster, ironisch, Königin, Zwerge, Schloss, Hexe
Verlag Knesebeck
Ort München
Jahr 2015
Umfang 66 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Neil Gaiman. Chris Riddell ; Reinhard Tiffert
Illustrationsang zahlr. Ill.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Christina Ulm;
Drei weitgereiste Zwerge hören der mündlichen Tradition des Volksmärchens entsprechend in einer Schenke von einer Begebenheit, die seltsam vertraut anmutet: Von einer Fee (oder war es eine Zauberin?), einer Namensfeier eines adeligen Mädchens, einer Verletzung an einer Spindel und einem Fluch ewigen Schlafes. Die Zwerge bringen die Kunde zur Königin, die uns ihrerseits bekannt vorkommt: Zwar lässt Neil Gaiman die Namen Schneewittchen oder Dornröschen in seiner kurzen Erzählung nie fallen, weiß aber mittels Andeutungen mit dem Vorwissen der Leser_innen zu spielen. Überhaupt löst er sich ganz absichtlich von (stereotypen) Benennungen, um eine subtile Psychologisierung jener Figuren zu leisten, denen in der Typologie der bekannten Volksmärchen sonst kaum Charakter zukommt. In wenigen Sätzen gibt er ihnen Kontur auch durch bissig-ironische Kommentare. Als sich die Königin als toughe Heroine mit Kettenhemd, Schwert und ihren Zwergen aufmacht, den Fluch zu brechen, gibt es auch einen Verweis über ihren Verbleib nach dem konventionellen Happy End: Sie rief auch nach ihrem Verlobten, sagte ihm, sich nicht aufzuregen.
Chris Ridell folgt der aventiure mit detaillierten Tuscheillustrationen, die Akzente in goldener Schmuckfarbe setzen und mal als Vignette, mal als doppelseitiges Panorama oder Rahmen um den Text auftauchen und die Geschichte in einer klugen Bild-Text-Beziehung forterzählen. Eine Verflechtung, die auf narrativer Ebene dem geflochtenen Zopfder Bilderbuchtheorie sehr nahekommt, auf inhaltlicher Ebene auf Rapunzels Zopf verweist der dritten Frauenfigur im Bunde und auf metaphorischer Ebene auf die Verknüpfung dieser ganz und gar nicht märchenhaften Frauenbiografien. Immer wieder nutzen die Bilder Totenschädel und Rosen als Ornament und Symbolik und tatsächlich scheint hier alles vom Tod umgeben: Das Buch inszeniert den schlafenden Hofstaat als Schlafwandler, die Zombies gleich die Schöne hinter den Dornen bewachen und nicht nur sie, wie einer der vielen kleinen Plottwists offenbart
Die unheilvolle Neubesetzung der Guten und Bösen ist trotz der Kürze des Textes überraschend, ebenso die Einordnung von Gaimans Märchenzugang: Eine queere Variante des erlösenden Kusses? Eine Horrorodyssee voll dunkler Magie? Eine Emanzipation der damsel in distress? Nie parodistisch oder satirisch bleiben Gaimans Sprachduktus und Riddels Ikonographie den Vorlagen treu und schaffen doch ein in jeder Hinsicht verblüffendes, wunderschön düsteres Märchenbuch mit ironischem Unterton.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Anita Ruckerbauer;
Originelles Spiel mit bekannten Märchenmotiven, wunderbar illustriert von Chris Riddell. (ab 14) (JE)
Eine böse Fee, eine Spindel und eine Königstochter, die in tiefen Schlaf fällt - das kennt man schon, sollte man meinen. Und doch nimmt die Geschichte einige überraschende Wendungen. Denn der Schlaf breitet sich immer weiter aus wie eine Seuche; bald wird niemand mehr wach sein. Davon berichten drei Zwerge ihrer Königin auf der anderen Seite des Berges. Und die macht sich mit den dreien sofort auf, die Königstochter zu erlösen und so die Gefahr für ihr eigenes Königreich zu bannen.
Gleich zu Beginn wird klargestellt, dass Namen keine Rolle spielen, doch versuchen Sie einmal, bei dieser Geschichte NICHT an Dornröschen zu denken. Und die Königin, vertraut mit den Zwergen, wunderschönes, schwarzes Haar, ist selbst für ein Jahr im Tiefschlaf gelegen - wer wird das wohl sein?
Gaiman spielt mit den Erwartungshaltungen der LeserInnen und vermag so immer wieder zu überraschen. Aber er nimmt auch neue Elemente mit hinein. So erwachen die Schlafenden allmählich durch die Zauberkraft der bösen Fee und willenlosen Zombies gleich wanken sie durch die Gegend, um Zwerge und Königin am Betreten des Turms zu hindern.
Chris Riddells unverwechselbare Illustrationen vervollkommnen die Geschichte. Die Tuschezeichnungen sprühen vor Humor und wirken mit den goldenen Farbtupfern und dem goldenen Rahmen sehr edel. Abwechselnd ziehen sich Rosen und Totenköpfe als vorherrschende Motive durch die Bilder. Zu Beginn sieht man die Königin noch in einem prächtigen Kleid - schließlich wird gerade die Hochzeit vorbereitet. Doch bereits im ersten Bild lassen Teile einer Rüstung an der Wand und Totenköpfe auf der Bettdecke erahnen, dass sie auch anders kann. Und tatsächlich - auf den folgenden Seiten steigen sofort Bilder einer anderen Heroine in den Köpfen der LeserInnen auf: Lara Croft Und konsequenterweise bedarf es keines Prinzen, um die Königstochter wachzuküssen; eine Königin schafft das ganz locker selber. Obwohl, das mit der Königstochter ist dann auch wieder so eine Sache
Kein Märchenbuch für Kinder, aber Jugendlichen und vor allem Erwachsenen wärmstens zu empfehlen.

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