Der menschliche Makel

Roth, Philip, 2002
Gemeindebücherei Heiligenbrunn
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Medienart Buch
ISBN 978-3-446-20058-6
Verfasser Roth, Philip Wikipedia
Systematik DR - Romane, Erzählungen und Novellen
Schlagworte Geheimnis, USA, Rassismus, Uniroman
Verlag Carl Hanser Verlag
Ort München
Jahr 2002
Umfang 398 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Philip Roth
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Christina Gastager-Repolust;
Uniroman über einen unbestechlichen Träumer und Geheimnishüter. (DR)

Philip Roth platziert seinen Roman zeitlich im Sommer 1998, als Präsident Clinton "seine" Monika-Affäre durchstehen musste: ein College an der Ostküste, ruhige Atmosphäre und dann eine unbedachte Äußerung des Altphilologen Colman Silk. Da sind Studenten nie in seiner Lehrveranstaltung gewesen und er erdreistet sich - in Unkenntnis der schwarzen Hautfarbe dieser Dauerabwesenden - von dunklen Gestalten zu reden: Skandal im College, Verdammnis Colmans. Keiner der ehemaligen Kollegen/innen und Studenten/innen hilft ihm, seine Frau geht an dieser Ächtung und Ausgrenzung im College zugrunde; Colmans neue Geliebte ist Reinigungskraft, hat ihre beiden Kinder verloren und wird von ihrem Exmann verfolgt. Der Ich-Erzähler begegnet dem gescheiterten Wissenschaftler und Collegelehrer, er weiß um dessen Vorhaben, den Skandal noch einmal aufzurollen, sich sein Recht zu verschaffen und vor allem: alle Vorhaltungen und Verleumdungen zu Papier zu bringen.
Der Erzähler ist von Colman gleichermaßen fasziniert und irritiert, Faunia, die Geliebte Colmans, erschreckt in ihrer Ursprünglichkeit: als Farmerin, als Reinigungsfrau, der es nichts auszumachen scheint, anderer Leute Dreck wegzuwaschen und seien es die blutgetränkten Schädelknochen eines Selbstmörders. Philip Roth führt Personen vor, die außerhalb der Norm agieren, mit dieser ständig kämpfen: Geächtete, Täter und Opfer zugleich. Colmans Geheimnis lässt den College-Skandal rückwirkend besonders absurd erscheinen, macht seinen Ehrgeiz erklärbarer. Ein spannender Roman mit vielen kleinen Szenen, die den Personen ihr hartes Profil geben und ihre weinenden Seelen für kurze Augenblicke erahnbar machen. Sehr zu empfehlen.

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Quelle: SCHRIFT/zeichen;
Selbstinszenierungen
Kaum ein Roman hat in den letzen Jahren - mehr oder weniger weltweit - eine vergleichbare Zustimmung gefunden. Und kaum ein Autor wird seit zumindest zehn Jahren vergleichbar "hoch gehandelt" wie Philip Roth. Seine mehr als zwanzig Romane stehen auch hierzulande in den einschlägigen Listen des Verkaufs, aber auch des Feuilletons und der Literaturkritik ganz oben. Selbst Reich-Ranicki, mittlerweile literarischer TV-Solist, spricht von diesem jüdisch-amerikanischen Autor nur mehr in höchsten Tönen.
Fast im Jahrestakt hat sich Roth in den letzten Jahren mit unfangreichen Texten wie "Sabbaths Theater", "Amerikanisches Idyll" oder "Mein Mann, der Kommunist" in die "erste Liga der Weltliteratur" geschrieben. Als Chronist der US-amerikanischen Gesellschaft des 20. Jahrhunderts sind in seinem Werk jüdische Identität und sexuelle Obsessionen die Schnittflächen zwischen individuellen Schicksalen und gesellschaftlichen Bedingtheiten.
"Der menschliche Makel" greift auf die Geschichte des weißhäutigen Schwarzen Anatole Broyard zurück, die bereits von William Gaddis in "Die Fälschung der Welt" literarisch verarbeitet wurde. Über den Inhalt des Romans, der in den letzten Monaten breit beschreiben wurde, muss an dieser Stelle weiter nichts mehr gesagt werden, über das zentrale Motiv der Geschichte allerdings schon. Als "menschliche Makel" erscheinen die aus Radikal-Individualisierung, Political Correctness und gesellschaftlich normierten Idealtypisierungen herrührenden Selbstinszenierungen. Herkunft als vom Individuum nicht selbst verfügbares Konstitutivum wird dabei zur säkularen Spielart von Erbsünde.
Hans Putzer
2/2002
*Sz*

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